Buch-Publikation: Deutsche Reihenhaus.

Wenn das Leben aus der Reihe tanzt

Gleiche Vorgärten, gleiche Häuser, gleiche Grundstücke – das Leben in Deutschland erzeugt Klischees. Nirgends scheinen sie so leicht erfüllt wie im Reihenhaus – ein Blick hinter die Türen öffnet überraschende Lebenskonzepte

„Das Sommerleichte dieser Gegend konnte man zuerst nicht erkennen; stellt man sich heute auf eine Brücke und blickt über die Hausdächer, sieht es aus, als funkele dahinter das Meer.“ Tuncer Gülsenbak arbeitet tagsüber in einem Bonner Hotel, abends fährt er sieben Kilometer hinaus nach Bonn-Tannenbusch. Ein Stadtteil, der in der früheren Regierungs-Hauptstadt einen Ruf genoss wie einst Berlin-Kreuzberg, aber inzwischen prosperiert. Bonn-Tannenbusch – das bedeutet auf der einen Seite Wohnhochhäuser aus den 70er Jahren und auf der anderen Seite die Adresse Im Sonnenhof. Rund 100 Reihenhäuser bauen sich hier an einer ehemaligen Bahntrasse auf. In den Gärten stehen akkurat gestrichene Holzhäuschen, wachsen Rosen und Tomatenbüsche, blühen Hortensien. Unter Terrassenmarkisen zischelt ein Grillfeuer, man hört Kinder lachen.

Bonn-Tannenbusch war früher ein sozialer Brennpunkt, heute profitieren selbst Alt-Bonner von dem Gebiet, das sie einst gemieden haben. Es gibt neue Supermärkte, ein Schwimmbad und eine pünktliche Anbindung an die Bonner-Innenstadt. Die Adresse Sonnenhof steht inzwischen nicht mehr nur als Synonym für Junges Wohnen, sondern auch für Mehrgenerationen-Wohnen.

Wie zum Beispiel bei den Gülsenbaks. Die deutsch-türkische Familie lebt mit ihren Schwiegereltern nicht gemeinsam unter einem Dach, aber in direkter Nachbarschaft. „Natürlich nehmen wir meiner Tochter und dem Schwiegersohn die Enkel ab,“ unterstreicht Franz Walch, ehemaliger Postbeamter, der mit seiner Frau Birgitt gleich drei Häuser weiter lebt, als er die Haustür öffnet. Helle Farben, moderne Möbel und Familienfotos kennzeichnen das Wohnzimmer. Im Garten ist eine große Kiste mit Spielzeug gefüllt. Bei den Walchs ist man auf  Kinder eingestimmt, aber großväterlich ist das Leben der Rentner deshalb nicht.

Publikation: Deutsche Reihenhaus u.a. in: Tagesthemen, FAZ, SZ, Die Zeit ..usw.

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