KAP Magazin #8 Nachwuchsarchitekten

Die radikale
Handschrift der
Provinz

Ein Büro, das keine Metropole braucht, um aufzufallen: SoHo-Architektur aus Memmingen mag in einer kleinen Gemeinde mit gut 41.000 Einwohnern liegen, aber es hat große Ideen, wie schon der Name vermuten lässt. Soho? Alexander Nägele, der Büroinhaber, lacht. „Nein, der Name hat eher regionalen Charakter. Es handelt sich um die Abkürzung zweier Mitarbeiternamen der hiesigen Bauaufsichtsbehörde.“
Eine Hommage an sie war es nicht, eher eine kleine, feine Ironie für die Schwierigkeiten, die sie mit der Behörde erlebten, erzählt der Architekt. Da horcht man auf: Da verzichtet ein junges Architektenbüro zum einen auf eine Metropole im Rücken, zum anderen auf die gehörige Portion Eitelkeit im Namenszug. Macht weniger aus sich, sondern mehr aus den Bauten, die es umsetzt, und gewinnt dabei die renommiertesten Architektur-Preise. Ob nominiert für den BDA-Preis von Bayern 2013, den „best architects award“ 2013, den Baupreis Allgäu, den Holzbaupreis Baden-Württemberg und so weiter und sofort. Die Liste ist lang, die Erinnerung daran kurz. Schön, aber nicht so wichtig, wiegelt Nägele ab.

Was wichtig ist? Dass sie bauen dürfen, wie sie sind: kein Bau gleicht dem anderen, keine Formensprache, die sich wie ein roter Faden oder ein schweres Tuch über die Bauten legt. Alle erinnern eher an Resultate eines offenen Dialogs. Mit dem Bauherren und der Umgebung. Das Tor zum Allgäu, das die traumhaftesten Hügel und Wälder im Weichzeichner-Format spiegelt. Eine Natur, die zu sagen scheint: mach mir’s einfach nach. Mit ihren von Löwenzahn überzogenen Heidi-Wiesen und den scharfen, scherenschnittartigen Zügen der Voralpenlandschaft. Ja, hier lässt sich Bauen! Das kann man verstehen. Hier weiß man um die Vorarlberger Schule, die vor der Haustür liegt, oder um die klare, alpine Architektur, die aus Südtirol herüberweht.