Hinter dem Namen „Kragstuhlmuseum“ verbirgt sich eine kleine Sensation: das weltweit einzige Museum, das sich der Entwicklung des hinterbeinlosen Stuhles, des Kragstuhls, widmet. Ein Gesamtkunstwerk, in dem Exponate stehen, die sich vor den großen Designsammlungen der Welt nicht zu scheuen brauchen.
Zugleich ein Ort, der sich beständig weiter entwickelt. Wohin die Reise nach dem neuen Umbau geht, erklären Tecta-Geschäftsführer Christian Drescher und seine Frau Daniela Drescher, die die Leitung des Kragstuhlmuseums übernommen hat.
Im Jahr 1979 wurde das Kragstuhlmuseum gegründet – warum?
Christian Drescher: Axel Bruchhäuser hatte, nachdem er das Unternehmen Tecta von Hans Könecke übernahm, den Wunsch, Bauhaus-Möbel in Lizenz herzustellen. Einfach gesagt, er benötigte die Originale, um zu lernen, wie man sie in Serienproduktion originalgetreu und im Sinne der Urheber herstellen konnte. So legte er die Grundsteine für die Sammlung. Die mittelalterliche „Burg Beverungen“ war bis zum Jahr 2000 Heimat für die Ausstellung. Inzwischen wuchs die Sammlung jedoch so stark an, dass ein eigenes Museum folgerichtig war. 2003 zogen wir in die neuen, von Peter Smithson entworfenen Museumshallen auf dem weitläufigen Gelände, der „Tecta-Landscape“ um. Hier wird die Sammlung ihren drei Aufgaben gerecht: Museum, Firmenarchiv und zugleich Showroom zu sein.
Das Museum hat einen außergewöhnlichen Namen – wie kam es dazu?
Christian Drescher: Das Museum ist eng mit der Arbeit von Tecta verknüpft. In der Anfangszeit gab es juristische Unklarheit über die Urheber- und Nutzungsrechte am Kragstuhl. Axel Bruchhäuser suchte Zeitzeugen und versuchte die Geschichte des Möbels zu rekonstruieren. So traf er die Familie Gropius, Marcel Breuer, Sergius Ruegenberg, Mart Stam, Erich Brendel und veröffentlichte das Buch „Der Kragstuhl“, das immer noch zur Primärliteratur gehört. Mit der wachsenden Sammlung von Kragstühlen wuchs auch das Wissen um seine Entstehungsgeschichte. Die Quintessenz des Museums wurde sichtbar: die Entwicklung des Kragstuhls.
Warum ist das Kragstuhlmuseum für Sie kein Museum im eigentlichen Sinne?
Daniela Drescher: Eine Besonderheit der Sammlung ist der Ort, an dem sie präsentiert wird und sein Überraschungsmoment: Viele Besucher rechnen nicht damit, in der Provinz, auf der grünen Wiese, eine Sammlung der Moderne zu finden. Man kann die Exponate von Außen wie von Innen betrachten und sie gehen eine Wechselbeziehung zu Umwelt und Architektur ein. Peter Smithson dachte an die „Families of chairs“. Ein Leitgedanke, der sich im Grundriss des Museums widerspiegelt. Die Exponate unserer Ausstellung finden ihre Nischen im Raum und ordnen sich einander zu wie bei einem großen Familientreffen. Es gibt engere und weitere Verwandtschaften und jeder hat zu jedem eine bestimmte Verbindung.
Sind diese Verwandtschaften rund um das Sitzen heute noch zeitgemäß darstellbar?
Daniela Drescher: Die Sammlung selbst ist zeitlos und das Thema des Sitzens in einer modernen Welt ist nach wie vor aktuell. Viele Besucher sind erstaunt ob des Alters mancher Ausstellungsstücke, weil Ihnen die Entwürfe so gegenwärtig und vertraut vorkommen. Der aktuelle Bezug ist also in vielen Fällen vorhanden und wird dadurch unterstrichen, dass wir Teile unserer Produktion zeigen, die unmittelbar nebenan angefertigt werden.
Textauszug: der neue Tecta-Katalog 2017
Redaktion: Inken Herzig
das Tecta Kragstuhlmuseum
Wo die Stühle fliegen und schweben lernen
Hinter dem Namen „Kragstuhlmuseum“ verbirgt sich eine kleine Sensation: das weltweit einzige Museum, das sich der Entwicklung des hinterbeinlosen Stuhles, des Kragstuhls, widmet. Ein Gesamtkunstwerk, in dem Exponate stehen, die sich vor den großen Designsammlungen der Welt nicht zu scheuen brauchen.
Zugleich ein Ort, der sich beständig weiter entwickelt. Wohin die Reise nach dem neuen Umbau geht, erklären Tecta-Geschäftsführer Christian Drescher und seine Frau Daniela Drescher, die die Leitung des Kragstuhlmuseums übernommen hat.
Im Jahr 1979 wurde das Kragstuhlmuseum gegründet – warum?
Christian Drescher: Axel Bruchhäuser hatte, nachdem er das Unternehmen Tecta von Hans Könecke übernahm, den Wunsch, Bauhaus-Möbel in Lizenz herzustellen. Einfach gesagt, er benötigte die Originale, um zu lernen, wie man sie in Serienproduktion originalgetreu und im Sinne der Urheber herstellen konnte. So legte er die Grundsteine für die Sammlung. Die mittelalterliche „Burg Beverungen“ war bis zum Jahr 2000 Heimat für die Ausstellung. Inzwischen wuchs die Sammlung jedoch so stark an, dass ein eigenes Museum folgerichtig war. 2003 zogen wir in die neuen, von Peter Smithson entworfenen Museumshallen auf dem weitläufigen Gelände, der „Tecta-Landscape“ um. Hier wird die Sammlung ihren drei Aufgaben gerecht: Museum, Firmenarchiv und zugleich Showroom zu sein.
Das Museum hat einen außergewöhnlichen Namen – wie kam es dazu?
Christian Drescher: Das Museum ist eng mit der Arbeit von Tecta verknüpft. In der Anfangszeit gab es juristische Unklarheit über die Urheber- und Nutzungsrechte am Kragstuhl. Axel Bruchhäuser suchte Zeitzeugen und versuchte die Geschichte des Möbels zu rekonstruieren. So traf er die Familie Gropius, Marcel Breuer, Sergius Ruegenberg, Mart Stam, Erich Brendel und veröffentlichte das Buch „Der Kragstuhl“, das immer noch zur Primärliteratur gehört. Mit der wachsenden Sammlung von Kragstühlen wuchs auch das Wissen um seine Entstehungsgeschichte. Die Quintessenz des Museums wurde sichtbar: die Entwicklung des Kragstuhls.
Warum ist das Kragstuhlmuseum für Sie kein Museum im eigentlichen Sinne?
Daniela Drescher: Eine Besonderheit der Sammlung ist der Ort, an dem sie präsentiert wird und sein Überraschungsmoment: Viele Besucher rechnen nicht damit, in der Provinz, auf der grünen Wiese, eine Sammlung der Moderne zu finden. Man kann die Exponate von Außen wie von Innen betrachten und sie gehen eine Wechselbeziehung zu Umwelt und Architektur ein. Peter Smithson dachte an die „Families of chairs“. Ein Leitgedanke, der sich im Grundriss des Museums widerspiegelt. Die Exponate unserer Ausstellung finden ihre Nischen im Raum und ordnen sich einander zu wie bei einem großen Familientreffen. Es gibt engere und weitere Verwandtschaften und jeder hat zu jedem eine bestimmte Verbindung.
Sind diese Verwandtschaften rund um das Sitzen heute noch zeitgemäß darstellbar?
Daniela Drescher: Die Sammlung selbst ist zeitlos und das Thema des Sitzens in einer modernen Welt ist nach wie vor aktuell. Viele Besucher sind erstaunt ob des Alters mancher Ausstellungsstücke, weil Ihnen die Entwürfe so gegenwärtig und vertraut vorkommen. Der aktuelle Bezug ist also in vielen Fällen vorhanden und wird dadurch unterstrichen, dass wir Teile unserer Produktion zeigen, die unmittelbar nebenan angefertigt werden.
Textauszug: der neue Tecta-Katalog 2017
Redaktion: Inken Herzig