KAP Magazin #1 Hotelzimmer

Frauenzimmer
statt
Fremdenzimmer

Man muss nicht gleich an jedem Ort einen neuen Toilettensitz verlangen, so wie Pop-Ikone Madonna auf den Stationen ihrer „Confessions“-Tour. Es brauchen noch nicht einmal 2000 rote Rosen über den Swimmingpool in Portofino zu regnen – auch so sind Businessfrauen für Hotelmanager eine echte Herausforderung und dazu eine junge, recht unbekannte Zielgruppe.

Zwar stellen Hotels und Airlines fest, dass sich die Anzahl reisender Geschäftsfrauen in den letzten fünf Jahren verdoppelt hat; es entstehen Magazine, die den Fokus auf die neue Gruppe richten, so wie das „Woman’s World“ von der Lufthansa-Gruppe – aber noch sind Hotels, die sich auf die anspruchsvollen Gäste einstellen, rar. Wie zum Beispiel das St.Regis Hotel in Shanghai, das weibliche Butler bietet, oder das Londoner Hilton Lane, das sich mit Frauenfluren auf die neue Zielgruppe eingestellt hat.

Auch im würdig alten Excelsior Hotel Ernst direkt unter dem Kölner Dom beschreitet man neue Wege. Die goldene Tür schwingt auf, Wilhelm Luxem begrüßt seine Gäste. Duftende Rosen auf den Zimmern und edle Kosmetika im Bad sind für den Hotelmanager Selbstverständlichkeiten. Ebenso ein Service, den weibliche Gäste bei ihm ordern können: Kleidung auf Wunsch. Dazu kooperiert das Hotel mit einem Fachgeschäft, das die Abendgarderobe direkt auf die Zimmer bringt.

Doch während in den USA seit einer Dekade die „Femalefriendly-Hotels“ existieren, die spezielle Angebote für Geschäftsfrauen anbieten, gibt es hierzulande weder Kriterien noch Standards für eine frauengerechte Übernachtung. Ein Feld, in dem sich Zuwachspotenziale befinden – wenn die Hotels wirklich wüssten, was Frauen wünschen. Uta Brandes, Professorin für Gender & Design, ging dieser Frage nach und holte weltweit Meinungen für eine Trendstudie ein. „Sinnlichkeit gehört zu den wichtigsten Themen“, berichtet die Kölnerin, „Hotelzimmer sollten frisch riechen, für mich gemacht sein und mir signalisieren: du bist willkommen.“ Den Frauen fehlten nicht nur Rockbügel und intelligent gelöster Ablageplatz, sondern auch Basics im Zimmer. Frisches Obst, steuerbares Licht, gutes Raumklima, ein funktionierender Fön, Kosmetikspiegel, Mineralwasser oder hochwertige Kosmetikprodukte. Dazu kam für alleinreisende Frauen noch ein entscheidender Punkt: Sicherheit. Lange dunkle Hotelflure und einsame Tiefgaragen verunsichern. Viele wünschen sich persönlichen Service und bessere Wegleitsysteme.

In Großbritannien gehörte das Hilton Hotel in der Park Lane zu einem der ersten, die „woman’s only“-Flure einführten – eine Etage nur für Frauen. Das Grand-Hotel in Oslo erfand dagegen ein anderes Konzept: Architektinnen und Künstlerinnen richteten Suiten ein. Ob mit neuen Farben, sinnlichen Stoffen, Queen-Size-Betten oder Yoga-Matten – dazu kreierten sie auch ein Zimmerservice-Menue, in dem es nicht frittenreiche Burger, sondern Fitnessdrinks und frische Erdbeeren gibt.

„Frauen benutzen ein Hotel anders als Männer“, erklärt Uta Brandes. „Sie erkennen in ihrem Zimmer eine Burg auf Zeit. Deshalb muss dieses Zimmer entsprechend sinnlich sein.“ Die Professorin wünscht sich neue Kriterien und wird bald einen Business-Hotelführer für Frauen herausgeben. „Ein Gütesiegel für frauenfreundliche Hotels ist in Europa schon lange überfällig.“

In Spanien geht man schon einen Schritt dahin. Die ersten Anbieter frauenfreundlicher Hotels sind das „Lopez de Haro“ in Bilbao oder das „Hotel H10 Marina“ in Barcelona. Sie bieten modernste, technische Ausrüstung in allen Zimmern; große Spiegel, exklusive Bäder, begehbare Kleiderschränke und Hightech-Haartrockner. Und das Serviceland USA? In Zusammenarbeit mit Designerin und Stilikone Diane von Fürstenberg entstand für die W-Hotels das Emergency Kit, bestehend aus Lidschatten, Mascara und Parfum. Und wer nach dem Geschäftstermin die Abendstunden füllen will, kann sogar ein Notfallkleid beim Concierge bestellen. Natürlich nicht irgendeines, sondern das kleine Schwarze – made by Fürstenberg.

aus: KAP Magazin 10, Hotelzimmer: Inhaltliche Konzeption, Redaktion.